Verlegung von Fliesen auf Trockenbaukonstruktionen

1. Untergrundvorbereitung und Verlegung


Trockenbaukonstruktionen als Untergründe für starre Beläge (keramische Fliesen und Naturstein) sind heute sowohl im Neubau, als auch in der Renovierung nicht mehr wegzudenken. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: relativ leichte Verarbeitung beim Einbau sowie eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Weiterhin ermöglichen sie es, Verlegeuntergründe zügig herzustellen, die an schließend nahezu ohne Trocknungszeiten mit Fliesen belegt werden können. Grundsätzlich gilt es aber, diese Untergründe, wie jeden anderen Untergrund, vor der Fliesenverlegung zu beurteilen und seine Tragfähigkeit im Hinblick auf die Anforderungen des Belagsmaterials und der späteren Nutzung entsprechend zu prüfen.

 

2. Auf die unterschiedlichen Materialien achten


Da eine Vielzahl unterschiedlichster Trockenbaustoffe angeboten werden, ist zunächst zu prüfen, um welche Art von Material es sich im Einzelfall handelt. Grob gesagt wird zwischen gipsgebundenen Materialien wie Gipskarton- und Gipsfaserplatten und zementgebundenen Bauplatten unterschieden. Beide Materialien besitzen unterschiedliche, materialspezifische Eigenschaften. Fällt die Wahl auf die gipsgebundenen Materialien – wie wir sie immer wieder beim Innenausbau vorfinden – ist daran zu denken, dass Gips nicht wasserbeständig ist und gegebenenfalls auf dieses Material in feuchtigkeitsbelasteten Bereichen verzichtet werden sollte. D. h., dass diese Materialien, wenn sie dort eingebaut sind, auf jeden Fall gegen eindringende Feuchtigkeit geschützt werden müssen. Hier besitzen zementgebundene Trockenbau-Materialien aufgrund ihrer Wasserunempfindlichkeit eindeutige Vorteile. Siehe hierzu das Merkblatt des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes e. V. „Hinweise für die Ausführung von Verbundabdichtungen mit Bekleidungen aus Fliesen und Platten für den Innen- und Außenbereich“ (Ausgabe Januar 2010).

 

Bodenfliesen
Wandfliesen

3. Vor Feuchtebelastung schützen


Grundsätzlich sind alle Trockenbauuntergründe in spritzwasserbelasteten Nassbereichen (z. B. Badezimmer im Bereich der Dusche) mit einer Verbundabdichtung (Sopro FlächenDicht flexibel FDF 525/527) zu versehen. Hartnäckig hält sich seit vielen Jahren das Gerücht, dass „grüne“ Gipskartonplatten wasserunempfindlich seien und nicht vor eindringender Feuchtigkeit geschützt werden müssen. Dies ist ein Trugschluss; denn auch hier ist eine Abdichtung bei zu erwartender Feuchtigkeitsbelastung zwingend notwendig. Für die Ausführung einer notwendigen Abdichtung stellt die Sopro Bauchemie eine Vielzahl von Systemen bereit: In privat genutzten Badezimmern kann unter anderem Sopro FlächenDicht flexibel 525/527 an Wand und Boden eingesetzt werden. Um eine mindestens 0,5 mm dicke Abdichtungsschicht zu erreichen, ist Sopro FlächenDicht flexibel zweimal aufzutragen. Daneben können zur Abdichtung auch mineralische Dichtungsschlämmen Verwendung finden. Vier verschiedene Dichtschlämmen stehen im Sopro-Programm zur Verfügung, die je nach Baustellensituation eingesetzt werden: normalabbindende und schnellabbindende sowie ein- und zweikomponentige Dichtschlämmen. Im Standardfall wird die Sopro Dichtschlämme Flex 1-K DSF 523 verwendet. Wenn die Zeit drängt, besteht bei der Sopro TurboDichtSchlämme 2-K TDS 823 die Möglichkeit, bereits nach zwei Stunden die zweite Schicht, und nach weiteren zwei Stunden den Fliesenbelag aufzubringen – und das auch bei ungünstigen Temperaturen ab +5 °C. Dies bedeutet, dass bei dieser Variante nach nur insgesamt vier Stunden Trocknungszeit der Fliesenbelag verlegt werden kann. Unabhängig davon, welche zementäre Dichtschlämme zum Einsatz kommt, die Schichtstärke muss stets – mit zweilagigem Auftrag – mindestens 2 mm betragen. Selbstverständlich stehen für die Abdichtungssysteme in Verbindung mit einer Vielzahl von Sopro Dünnbettmörteln Prüfzeugnisse zur Verfügung. Alternativ sind auch Bahnenabdichtungen als Abdichtungsmaßnahme denkbar, wie die Sopro Abdichtungs- und EntkopplungsBahn AEB 640, die natürlich mit allen Trockenbaukonstruktionen kompatibel ist. Nach dem Grundieren wird diese einfach mit Sopro’s No. 1 Flexkleber 400 oder Sopro’s No. 1 schnell Flexkleber 404 auf dem Untergrund verklebt. Lediglich die Überlappungen werden wasser- und kapillardicht mit dem Sopro Racofix® Montagekleber 818 oder der Sopro TurboDichtSchlämme 2-K TDS 823 geschlossen. Der Vorteil hierbei ist, dass nur einlagig abgedichtet werden muss und die Schichtdicke stets eingehalten wird.

 

4. Wichtig: Grundierung und Untergrundprüfung


Unabhängig von der Frage der Feuchtigkeitsbeaufschlagung und Abdichtung sind Trockenbauplatten mit Sopro Grundierung GD 749 zu grundieren. Diese ist unverdünnt zu verwenden und muss auf Gipsuntergründen gut ablüften. Wichtig: Alle trennend wirkenden Schichten aus Staub, Farb- und Putzresten oder sonstigen Bestandteilen sind vor den Grundierungsarbeiten zu entfernen. Vor Beginn der Abdichtungs- und Fliesenarbeiten ist gemäß DIN 18 157 eine Untergrundprüfung vorzunehmen; da sich Trockenbaumaterialien völlig different zu den üblichen Mauerwerk-, Beton- und Putzoberflächen verhalten, ist Vorsicht geboten. Ganz besonders ist die Stabilität solcher Konstruktionen zu prüfen und zu bewerten. Dazu müssen sowohl der Ständerwerkabstand, als auch die Beplankung begutachtet und auf ihre Formstabilität hin bewertet werden. Nur so kann man erkennen wie tragfähig der Unterbau ist. Dies gehört – wie in der DIN 18 157 Teil 1/5.3 als „Inaugenscheinnahme“ beschrieben – mit zu den Untergrundprüfpflichten des Fliesenlegers. Bei einfacher Beplankung darf die Dicke der Gipskartonplatten gemäß Merkblatt des Bundesarbeitskreis Trockenbau (BAKT) „Bäder im Trockenbau“ 20 mm nicht unterschreiten, andernfalls ist zweilagig mit mindestens 12,5 mm dicken Gipskartonplatten zu beplanken. In diesem Fall reicht ein üblicher Ständerwerkabstand von 62,5 cm aus. Kreuzfugen in der Beplankung sowie deckungsgleich liegende Fugen zwischen den Trockenbauplatten sind auszuschließen. Bei einfacher Beplankung aus Gipskartonplatten mit einer Dicke unter 20 mm darf der Abstand des senkrechten Ständerwerks 50 cm nicht überschreiten. Keinesfalls dürfen die Wände bei mittlerem Druck im Bereich der Ständer oder mittig der Platten nachgeben und sich durchbiegen! Der keramische Belag verhält sich wie eine große starre Scheibe, die nur bis zu einem gewissen Punkt Spannungen und Verformungen aufnehmen kann. Die o. g. Angaben beziehen sich auf die üblichen Lasten einer Wandbekleidung. In jedem Badezimmer treten jedoch zusätzliche Lasten auf, wie beispielsweise an der Toilette und dem Waschtisch/-becken. Die aus der Hebelwirkung resultierenden Kräfte können bei nicht fachgerechtem Hinterbau der Trockenbauwände diese so stark verformen, dass Fliesen zerbrechen bzw. die Fugen reißen können. Aus diesem Grunde müssen Trockenbauplatten in den Druckzonen hinter Sanitärobjekten flächig aufliegen, so dass eine Deformierung der Unterkonstruktion ausgeschlossen werden kann. Keinesfalls kann ein Fliesenbelag die notwendige aussteifende Funktion übernehmen. Die Fliesen sind in diesen Bereichen vollflächig zu verlegen – eine Verlegung im Buttering und Floating-Verfahren ist empfehlenswert. Häufig klebt man Trockenbauplatten zur Wandbegradigung auf Mauerwerk und Mischuntergründen in der Batzentechnik auf. Hierzu werden – abhängig vom Material der Platten – Ausgleichs- und Dünnbettmörtel auf Zement und Gipsbasis verwendet. Ist eine vollflächige Verklebung nicht möglich, darf der Abstand der Kleberpunkte oder –streifen mittig 40 cm bei Plattendicke kleiner 12,5 mm und 55 cm bei dickeren Platten nicht überschritten werden. Sind hohe Drucklasten zu erwarten, wie zum Beispiel hinter Sanitärobjekten, ist auch hier auf eine hohlraumfreie Verklebung der Platten bzw. auf entsprechende Stabilisierung zu achten. Die Fugen und Stöße der Trockenbauplatten sind vor der Belegung mit Fliesen mit einem geeigneten Fugenfüller zu verspachteln, bei zweilagigen Konstruktionen ebenfalls in der unteren Ebene, um auch hier eine ausreichende Stabilität zu gewährleisten. Bei Gipsbauplatten sind die Fugen und Stöße mit gipsgebundenen Spachtelmassen zu schließen, wie beispielsweise mit Sopro FüllSpachtel weiß F 820. Zum Glätten von Stößen und Befestigungslöchern für den anschließenden Auftrag von Anstrichen oder dekorativen Spachteltechniken, ist der Sopro Glättspachtel weiß G 620 zu verwenden. Die Spachtelmasse der Fugenfüllungen darf, wie bei Putzen, weder gefilzt noch geglättet werden, um eine Schwächung der Oberfläche auszuschließen. Das Verziehen über den Fugenrand hinaus ist zu vermeiden.

 

5. Was bei der Fliesenverlegung zu beachten ist


Die Sopro Bauchemie bietet für nahezu jedes Belagsmaterial und jeden Trockenbauuntergrund einen zur Verlegung geeigneten Dünnbettmörtel. Seit vielen Jahren hat sich beispielsweise Sopro’s No. 1 Flexkleber 400 zur Verlegung von keramischen Fliesen aller Art bewährt. Für die Großformatverlegung an Wand und Boden ist Sopro FlexKlebeMörtel FKM XL 444, der sich durch seine hohe Standfestigkeit und Ergiebigkeit auszeichnet, zu verwenden. Des Weiteren ist er staubarm eingestellt, dass sowohl beim Einschütten in den Anmischeimer, als auch beim Anmischen weniger Staubentwicklung auftritt. Aufgrund seiner hohen Ergiebigkeit besitzt er zudem den Vorteil, dass der Verarbeiter weniger Gewicht auf die Baustelle fahren und tragen muss; denn der Sopro FlexKlebeMörtel FKM XL 444 ist mit seinem 15 kg-Gebinde so ergiebig wie 25 kg eines herkömmlichen Sopro-Dünnbettmörtels ohne Leichtzuschläge. Sehr häufig stellt sich bei Trockenbaukonstruktionen die Frage, ob es Format- oder Dickenbegrenzungen für die Belagsmaterialien gibt. Gerade bei der Verlegung von dickschichtigen Natursteinen an Wandflächen ist Vorsicht im Detail geboten. Im Hinblick auf die Haftzugsfestigkeiten von Gipskartonplatten, die im Mittel 0,3 N/mm² betragen, was eine senkrecht zur Platte wirkende Last von knapp 30 t/m² bedeutet, kann jedoch Entwarnung gegeben werden. Kritisch zu betrachten ist vielmehr auch hier wiederum das Ständerwerk, da hierauf die kompletten Lasten einwirken. Dies kann bei zu weit auseinander stehenden oder zu schwach dimensionierten Ständern zu Deformierungen und letztendlich sogar zum Einknicken führen. Sollen schwere Belagsmaterialien verlegt werden, ist daher der Abstand der Tragständer zu reduzieren sowie die generelle Stabilität des Ständerwerks zu begutachten und bei Bedarf zu verstärken. Auch die Anzahl der Befestigungsmittel (Schrauben) sollte in diesem Fall erhöht  werden.

 

6. Besonderheiten bei Systemböden


Trockenbauböden oder Trockenestriche haben den Vorteil des schnellen Einbaus und der schnellen Weiternutzung, ohne viel Feuchtigkeit in das Objekt zu bringen. Unter Hohlböden lässt sich zudem eine Vielzahl von Installationen „verstecken“. Allerdings müssen insbesondere Bodenflächen, die mit starren Belägen belegt werden sollen, ausreichend druckstabil erstellt werden, so dass spätere Belastungen nicht zu einer Durchbiegung der Flächen führen. Die angegebenen, zulässigen Durchbiegungen seitens der Hohlbodenhersteller sind zu prüfen. Für Steinbeläge sind die Standard-Durchbiegungen zu hoch, deshalb gibt es hier höhere Anforderungen als für Weichbeläge.  Durchbiegungen und Verformungen von Bodenflächen sind sehr häufig die Ursache von Schäden an Bodenbelägen, da Verformungen nur in geringem Maße von dem starren Belag aufgenommen werden können. Die Schadensbilder sind dann häufig Risse in den Fugen und Fliesen oder Haftverbundschäden. Trockenbauplatten, die am Boden verlegt sind, müssen daher kraftschlüssig miteinander verklebt sein, um Verschiebungen zu vermeiden. Zum Ausgleichen von Unebenheiten auf Trockenestrichen ist der spannungsarme Sopro AnhydritFließSpachtel AFS 561 zu verwenden, der in Schichtstärken bis zu 30 mm eingesetzt werden kann. Mit ihm lassen sich ebenflächige, glatte und ansatzfreie Verlegeuntergründe herstellen. Einige Hersteller von Trockenestrichen geben für die Verlegung von Fliesenbelägen eine Formatbegrenzung vor; eine Freigabe durch den Hersteller ist im Einzelnen zu erwirken. Beim Einsatz der Sopro FliesenDämmPlatte 558 (4 mm) können auch weitaus größere Formate verlegt werden. Hierzu wird die Sopro FliesenDämmPlatte nach dem Grundieren des Untergrundes mit einem Sopro Dünnbettmörtel (z. B. Sopro VarioFlex schnell VF 419) im Halbverband auf die Trockenestrichelemente verklebt. Bei leicht schwingenden Unterkonstruktionen ist die Sopro FliesenDämmPlatte FDP in 9 mm Stärke zur Aussteifung einzusetzen.

 

7. Fazit


Trockenbauuntergründe werden immer häufiger vorzufinden sein, als sie es jetzt schon sind. Grundsätzlich müssen die gesamten Konstruktionen sorgfältig beurteilt und auf Belagsmaterial, Nutzungsart und –Intensität ausgelegt werden. Nur so lassen sich im Nachhinein größere Rückbaumaßnahmen oder Sanierungen vermeiden, die Zeit und Kosten verursachen und letztendlich alle Beteiligten verärgern. Wenn all diese Vorgaben beachtet werden, so sind Trockenbauuntergründe als sehr gute Verlegeuntergründe anzusehen.

 

Autor: Michael Schulzki  |  Fliesenlegermeister  |  Anwendungstechnik der Sopro Bauchemie GmbH, Wiesbaden; bautechnische Beratung

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