Alles dicht! Moderne Verbundabdichtungen

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3. Entspricht eine Verbundabdichtung der DIN 18195 Bauwerksabdichtungen?

 

Die DIN 18195 befindet sich derzeit in der Überarbeitung.

Verbundabdichtungen wurden bis dato nicht in die DIN 18195 aufgenommen, wenngleich schon im Vorwort der einzelnen Teile der DIN 18195 formuliert wird, dass über die Aufnahme von Verbundabdichtungssystemen im Rahmen der Überarbeitung der DIN 18195 beraten wird.

Dennoch basieren die Regelwerke für die Ausführung beider Arten der Abdichtung auf den Vorgaben des gleichen Normengebers, d. h. des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBT). 

Dabei kann bei sach- und fachgerechter Ausführung einer funktionalen Verbundabdichtung diese eine Bauwerksabdichtung nach DIN 18195 durchaus ersetzen. Dies kann jedoch nur objektbezogen festgelegt werden. Eine solche Ausführung ist mit Bauherr und Planer abzustimmen, um hier späteren Unstimmigkeiten vorzubeugen.

 

4. Worin liegen die wesentlichen Vorteile einer Verbundabdichtung gegenüber einer Bauwerksabdichtung nach DIN 18195?

 

Der wesentliche Vorteil einer Verbundabdichtung liegt darin, dass diese die Feuchtigkeit oberflächennah abhält. Sie steht damit im Gegensatz zu Bauwerksabdichtungen, welche die Durchfeuchtung einzelner Bauteile – wie beispielsweise eines Estrichs - zulassen müssen, da diese Abdichtungen unterhalb des Estrichs angeordnet werden. Im eingangs beschriebenen Beispiel wäre durch die fachgerechte Ausführung einer Verbundabdichtung der Estrich nicht im Geringsten mit Verkeimungen und Bakterien durchsetzt. Hinzu kommen technische Vorteile.

So kann eine Verbundabdichtung komplett ohne Überlappungsbereiche ausgebildet werden, was bedeutet, dass es keine Zwangspunkte gibt, an denen es zu Wasserstauungen kommt. Auch Detailpunkte sind wesentlich leichter auszubilden. Durch die Verarbeitung im Verbund werden zudem niedrigere Schichtdicken des Gesamtaufbaus ermöglicht. Gerade bei Baustellen, wo lediglich geringe Aufbauhöhen zur Verfügung stehen, wie z. B. bei Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen, kann die Erfordernis des Einbaus eines ausreichend dimensionierten Estrichs ein großes Problem darstellen. Durch die Verwendung von Verbundabdichtungen kann deutlich an Höhe gespart werden.

 

5. Welche verschiedenen Verbundabdichtungssysteme gibt es?

 

Heute sind auf dem Markt verschiedene Verbundabdichtungssysteme erhältlich, die auf unterschiedlichen Materialien und Systemkomponenten basieren. Das Gros der Produkte bilden dabei flüssig zu verarbeitende Systeme: Kunststoffdispersionen wie Sopro FlächenDicht flexibel FDF basieren in aller Regel auf Polymerdispersionen, welche verarbeitungsfertig angeliefert werden. Solche Abdichtungssysteme werden in Schichtdicken von insgesamt min. 0,5 mm aufgetragen.

 Sie eigenen sich für Bereiche, die lediglich mäßig beansprucht werden, wie in privaten Badezimmern Kunststoff-Zementmörtel-Kombinationen (sog. Dichtschlämmen) wie Sopro DichtSchlämme Flex 1-K DSF 523, Sopro DichtSchlämme Flex 2-K DSF 423 oder die neue Sopro TurboDichtSchlämme 2-K TDS 823. Diese Abdichtungssysteme binden hydraulisch ab und sind mit organischen Zusätzen sowie Polymerdispersionen vergütet. Sie eignen sich für hoch mit Feuchtigkeit beanspruchte Bereiche wie Terrassen bis hin zu Schwimmbadbecken und werden in der Regel in einer Schichtdicke von min. 2,0 mm angewendet. Reaktionsharzabdichtungen wie Sopro PU-FlächenDicht basieren auf Kunstharzen. Solche Abdichtungssysteme bilden die höchste Güteklasse im Bereich der Verbundabdichtungen. Sie finden dort Anwendung, wo zur Wasserbelastung auch noch eine chemische Beanspruchung hinzukommt, wie beispielsweise in Großküchen oder Solewasserbecken. Die Anwendung erfolgt in einer Schichtdicke von min. 1,0 mm. 

Bezüglich ihrer Verarbeitung weisen diese Systeme eine Vielzahl an Gemeinsamkeiten auf. Der Auftrag erfolgt immer zweilagig, wobei die oben angeführten Schichtdicken die Trockenschichtdicken im Gesamten wiedergeben. In Bereichen von Anschluss- und Bewegungsfugen ist in die erste Lage der Abdichtung ein systemkonformes Dichtband einzuarbeiten. Dieses Dichtband wird in der Regel vor der Applikation der Verbundabdichtung auf dem Untergrund fixiert. Zu beachten ist hierbei, dass das Band neben der Fugenüberbrückung im Wesentlichen eine abstützende Funktion für die Abdichtung erfüllt und daher die Abdichtung komplett über das Band geführt werden muss. Die praktische Erfahrung zeigt leider, dass durch Verarbeiter ab und zu auf qualitativ minderwertige Dichtbänder zurückgegriffen wird. Diese Bänder offenbaren Schwächen in Dehnverhalten und Stabilität, sowie potentiell gemindertem Anhaftverhalten der Abdichtung auf dem Dichtband. Entsprechende Schäden sind die Folge. Dem Anschluss an Detailpunkte, wie beispielsweise Bodenabläufen oder Bodendurchdringungen gilt besonderes Augenmerk. Daher sollten auch die Haustechniker schon frühzeitig in die Planung mit einbezogen werden. Denn alle hier verwendeten Systeme müssen auf die Anforderungen einer Verbundabdichtung abgestimmt sein. 

Als besonders geeignet haben sich dabei Systeme mit Los-Fest-Flansch oder Klebeflansch erwiesen. Zusätzlich zu den flüssig zu verarbeitenden Systemen existieren noch Mattensysteme wie die Sopro Abdichtungs-und EntkopplungsBahn AEB 640 oder die Sopro Abdichtungs- und EntkopplungsBahn AEB plus 639.

Solche Systeme eignen sich insbesondere für die Abdichtung und auch Entkopplung von häuslichen Badezimmern oder Balkonen und Terrassen.

Allen Verbundabdichtungssystemen gemein ist, dass es sich hierbei um geprüfte Produktkombinationen handelt.

Das heißt, dass immer ein Abdichtungsprodukt, z. B. Sopro DichtSchlämme Flex 1-K DSF 523 mit einem Dünnbettkleber, z. B. Sopro’s No.1 400, geprüft wird und in dieser Kombination dann auch ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP) ausgestellt wird. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings auch, dass kein abP vorliegt, wenn kein systemkonformer Fliesenkleber verwendet wird.

Verbundabdichtungen finden heute bereits in einer Vielzahl von Bauvorhaben Anwendung. Die Anwendungen reichen dabei vom privaten Badezimmer über Balkonflächen und Schwimmbadumgängen bis hin zu Großküchen und Schwimmbeckenunterwasserbereichen.

Entsprechend der Belastung können bzw. müssen in den verschiedenen Bereichen unterschiedliche Abdichtungssysteme verwendet werden. Die nachstehende Tabelle gibt hierzu einen Überblick.

 

6. Wie wird die Feuchtebeanspruchung definiert?


Die Definitionen der einzelnen Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen wie in der voranstehenden, aus dem ZDB-Merkblatt Verbundabdichtungen entnommenen Tabelle dargestellt sind, lassen erfahrungsgemäß einen gewissen Interpretationsspielraum zu. Bauherr, Planer, Hersteller und Verarbeiter sind daher gefordert, hier im Einzelfall die notwendigen Definitionen und Maßnahmen festzulegen.

 

7. Welche Untergründe eignen sich für eine Verbundabdichtung?


Grundsätzlich wäre es ein Fehler, den Oberbelag und die Verbundabdichtung unabhängig von dem Verlegeuntergrund zu betrachten.

Denn um allen Unwägbarkeiten gerecht werden zu können, ist es notwendig, dass auch der Untergrund eine ausreichende und angemessene Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit aufweist.
Nur so lassen sich schwere Folgeschäden verhindern. Denn es ist in der Praxis nicht auszuschließen, dass auch eine Verbundabdichtung - etwa bedingt durch äußere Einwirkungen – beschädigt wird.
Diese Einwirkungen resultieren im Wesentlichen aus der späteren Nutzung des Gesamtbelags. Sind die Umfassungsbauteile also Wände und Böden, nicht feuchtebeständig aufgebaut, so ist ein Schaden bis hin zu Standfestigkeitsproblemen gegebenenfalls die Folge. Häufigstes Problem ist hierbei, dass gipshaltige Materialien wie beispielsweise Gipsputz, Gipskartonplatten, Calciumsulfatestriche u. ä. in feuchtebelasteten Bereichen als Verlegeuntergrund vorgefunden werden. Im privaten Badezimmer ist dieses letztlich bei einer fachgerechten Ausführung einer Verbundabdichtung noch verzeihbar,
aber in der Großküche haben solche Materialien nichts verloren. Einen Überblick über die zulässigen Verlegeuntergründe liefert das ZDB-Merkblatt Verbundabdichtungen.
 
 

8. Welche Chancen bieten Verbundabdichtungen dem Verarbeiter?


Leider begegnet man auch heute immer noch Verarbeitern, die sich dem Thema Verbundabdichtungen verschließen oder dieses stiefmütterlich behandeln. Dies ist aber letztlich nur schwer verständlich. Die Ausführung einer Verbundabdichtung ist Bestandteil des Gewerks. Und die Begeisterung eines Bauherrn für einen vorbildlich verlegten Fliesenbelag hält sich ganz bestimmt in Grenzen, wenn es im Stockwerk darunter von der Decke tropft. Von daher gesehen ist die Verbundabdichtung keinesfalls als ein lästiges „Übel“, sondern vielmehr als Chance anzusehen. Als Chance, einen Belag und einen kompletten Bodenaufbau nochmals aufzuwerten, indem der Oberbelag wasserdicht ausgeführt wird. Denn die meisten anderen Oberbelags-Systeme wie beispielsweise Parkett- oder Teppichbeläge bieten diese Möglichkeit nicht. In Zusammenarbeit von Verarbeiter, Planer und Bauchemielieferant kann daher mit Hilfe einer fachgerecht ausgeführten Verbundabdichtung ein hochwertiger Belag entstehen. 

 

Autor: Thomas Ziegler   |   Diplom-Bauingenieur   |   Sopro Bauchemie GmbH

Verbundabdichtungen, also Abdichtungen im Verbund mit Fliesen und Plattenbelägen, haben sich über die letzten 30 Jahre erfolgreich in der Praxis bewährt. Ihr Einsatzbereich reicht vom häuslichen Badezimmer über den Balkon und den Industriebereich bis hin zum Schwimmbadbau, sprich den Unterwasserbereich.

„Oh nein, bitte kein so trockenes Thema“ mag jetzt so manchem durch den Kopf gehen. Aber das genau ist unsere Hoffnung! Denn wer beim Thema Verbundabdichtungen nicht daran denkt, dass es überall dort, wo es soll, auch dauerhaft trocken bleibt, der macht hier einen Fehler. In diesem Rahmen müssen nicht nur reine Durchfeuchtungen von Bauteilen und Bauwerken bedacht werden, sondern in vielen Fällen auch hygienische Aspekte. Vielleicht haben Sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie möglicherweise der Estrich in der Küche Ihres Lieblingsrestaurants aussieht, zu dem Sie so gerne hingehen. Bei solchen „biologischen Brutstätten“ wird einem da vielleicht doch ein klein wenig flau im Magen. Und so stellt sich die Frage, auf welcher regeltechnischen Basis Abdichtungen ausgeführt werden müssen.

 

1. Wie sind Abdichtungen bauaufsichtlich geregelt?

 

Bauaufsichtliche Regelungen beziehen sich auf alle Bauwerke im öffentlichen und privaten Bereich, die den Landesbauordnungen der Bundesländer unterliegen. Sie dienen der Einhaltung der als bedeutsam angesehenen Schutzziele, nach denen von baulichen Anlagen keine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie dem Schutz von Leben und Gesundheit ausgehen darf.

Entsprechende bauaufsichtliche Regelungen betreffen vornehmlich Aspekte, von welchen eine unmittelbare Gefährdung ausgehen würde, wie beispielsweise die Standsicherheit oder den Brandschutz.

Dem Schutz vor Feuchtigkeit wird aus bauaufsichtlicher Sicht nur eine untergeordnete Bedeutung zugeordnet, verglichen beispielsweise mit dem Brandschutz oder der Standsicherheit. Der Grund: Mängel können hier in der Regel rechtzeitig erkannt und behoben werden, noch bevor Gefahren für Leben und Gesundheit auftreten.

Entsprechend erstrecken sich bauaufsichtliche Regelungen nicht in den Bereich der Abdichtungen, da der Gesetzgeber davon ausgeht, dass die privatrechtlichen Regelungen auf Basis der VOB hier ausreichend sind, um den Schutz vor Feuchte sicherzustellen.

 

2. Was bedeutet eine „privatrechtliche Regelung“ auf Basis der VOB?


Einzig gutachterlich und juristisch anerkanntes Verfahren zur Bestimmung der Restfeuchte des Estrichs auf der Baustelle ist die CM-Messung. Der Zementestrich ist belegreif für Fliesen und Naturstein, wenn er eine Restfeuchte = 2 CM-% besitzt bzw. für dampfdichte Beschichtungen sowie Holzbeläge, wenn die Restfeuchte = 1,8 CM-% beträgt. Ebenfalls anerkannt ist die aufwendige „Darrmethode“, die voraussetzt, dass eine ausgebaute Estrichprobe zur Trocknung an ein Prüfinstitut gegeben wird. Ein elektronisches Feuchtigkeitsmessgerät hin gegen kann verwendet werden, um die Restfeuchte abzuschätzen und die feuchtesten Stellen des Estrichs für eine nachfolgende korrekte CM-Messung zu lokalisieren. Auch Schnellestriche sind einer CM-Messung zu unterziehen. Die Feuchtemessung erfolgt nach den verbindlichen Aussagen des Herstellers bzw. wie bei konventionellen Estrichen. Einige Herstellerangaben sind allerdings sehr erfinderisch, so kann beispielsweise bei einigen Produkten der CM-Wert am Gerät früher abgelesen werden oder vom abgelesenen Wert ein bestimmter Prozentsatz abgezogen werden. Diese Angaben sind häufig an eine Vielzahl an Bedingungen geknüpft, die in den Produktinformationen verklauselt oder unzureichend formuliert werden. Um im Streitfall keinen Schiffbruch zu erleiden, sollte deshalb der nachfolgend beschriebenen Vorgehensweise der vom ZDB herausgegebenen „Schnittstellenkoordination“ Vorzug gegeben werden.

 

Grundaussage der VOB ist, dass die Ausführung der Arbeiten den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen muss.

Durch die Einführung diverser technischer Regelwerke und Merkblätter, im besonderen der Prüfgrundsätze zur Erteilung eines allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnisses für flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe im Verbund mit Fliesen-und Plattenbelägen des Deutschen Instituts für Bautechnik sowie dem ZDB-Merkblatt Hinweise für die Ausführung von Verbundabdichtungen mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für den Innen- und Außenbereich wurden Verbundabdichtungen in den Status einer allgemein anerkannten Regel der Technik erhoben.

Faktisch bedeutet dies, dass der Verzicht auf die Ausführung einer Verbundabdichtung in feuchtigkeitsbeanspruchten Bereichen als nicht den Regeln der Technik entsprechend und somit als Mangel zu bewerten ist. Dabei ist es unerheblich, ob zusätzlich eine Bauwerksabdichtung nach DIN 18195 ausgeführt wurde oder nicht.

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